Bewusst kein WhatsApp nutzen und trotzdem mit WhatsApp-NutzerInnen, beispielsweise über Signal, kommunizieren können? Das klingt auf den ersten Blick nach einem erstrebenswerten Ziel. Bei genauerem Hinsehen gibt es jedoch zahlreiche Gründe genau so etwas nicht zu wollen.

Eine Replik auf Markus Beckedahls Beitrag “Messengerdienste müssen interoperabel werden – aber nicht um jeden Preis”.

Jeder Messenger funktioniert anders

Nehmen wir nun an WhatsApp würde regulatorisch gezwungen eine Schnittstelle für andere Messenger anzubieten. Wie würden die anderen Messenger dies umsetzen können? Würde Threema mit seiner Art der Verschlüsselung dann auf das von WhatsApp verwendete, moderne Signal-Prokoll wechseln? Oder Telegram, das aktuell standardmäßig gar nicht E2E-verschlüsselt, dieses Protokoll implementieren? Beide Fragen würde ich mit ‘Nein’ beantworten. Selbst bei Signal wäre dies technisch nur mit großem Aufwand machbar, da die EntwicklerInnen beispielsweise bei Gruppen-Chats von Anfang an andere Ansätze als WhatsApp gewählt haben.

Somit würden wir keine interoperablen Systeme haben, selbst wenn wir WhatsApp zur Bereitstellung einer Schnittstelle zwingen würden.

Rückschritt für die Privatsphäre

Nehmen wir nun mal für einen Moment an, Signal würde sich dafür entscheiden mit WhatsApp kompatibel zu werden: Ich würde eine solche Option schlicht nicht aktivieren. Denn ich nutze Signal (und eben nicht WhatsApp) wegen dessen hohem Datenschutz-Niveau und größeren Datensicherheit. So speichert Signal beispielsweise den Inhalt meines Telefonbuchs nicht auf seinen Servern. Möchte ich dann aber WhatsApp-Nutzende per Signal erreichen, müsste ich (ebenso wie aktuell alle WhatsApp-NutzerInnen) mein Telefonbuch im Klartext zu WhatsApp (=Facebook) hochladen. Sonst wüsste meine Signal-App schlicht nicht, welche meiner Kontakte ich über die neu geschaffene Möglichkeit erreichen kann. Nur ein Beispiel dafür, wie ich meine privaten Daten der Interoperabilität opfern müsste.

Facebook zerschlagen und Alternativen stärken

Stattdessen sollten wir aus meiner Sicht andere Wege gehen. Beispielsweise sollten wir Facebook zerschlagen, so dass zumindest die Datenflüsse von WhatsApp zu Facebook abgeschnitten werden. Auch die Umsetzung der DSGVO sollte bei WhatsApp konsequent überwacht werden. Damit würden wir für alle derzeitigen NutzerInnen eine deutliche Verbesserung erreichen. Zusätzlich schlage ich vor, jedes Unternehmen oder Behörde, die Services über WhatsApp anbieten, dazu zu verpflichten mindestens 2 weitere Alternativen anbieten zu müssen. Ein erster Schritt das Henne-Ei-Problem zu lösen.